Im Rahmen des Audi Urban Future Award 2014 lud Audi am gestrigen Abend des 14. Mai nach Ingolstadt ins Audi Forum zu einem „Science Slam“ ein. Hatte ich vor der Veranstaltung noch die Angst mich am Ende wie Penny unter den Wissenschaftlern Leonard, Rajesh, Howard und Sheldon der beliebten Serie „The Big Bang Theory“ zu fühlen war es am Ende dann doch wie Wetten Dass, damals zu den guten Zeiten noch mit Thomas Gottschalk.
Die Audi Urban Future Initiative wurde 2009 mit dem Ziel gegründet Lösungen und Möglichkeiten für den Verkehr und die Mobilität der Zukunft in großen Städten darzuzeigen aber gleichzeitig auch ins positive hin zu verändern. Nach 2010 und 2012 findet der Audi Urban Future Award in 2014 schon zum dritten Mal statt. Mit dabei sind Teams aus vier großen Städten: Berlin, Boston, Mexiko City und Seoul. Scheinen diese Städte auf den ersten Blick hin ganz und gar nicht gleich zu sein finden sich in den Details immer mehr und mehr Überschneidungen und im Prinzip läuft alles in allen Städten gleich, denn überall leben Menschen des 21. Jahrhunderts die täglich zur Arbeit fahren und in der Zwischenzeit ihr Smartphone benutzen. Aber was für Ansprüche haben diese Menschen an die Mobilität in einer Großstadt, wie kann man das tägliche Verkehrs-Chaos vielleicht sogar ganz vermeiden und gibt es Möglichkeiten den heutigen mobilen Menschen durch andere und effizientere Wege auch an sein Ziel zu bringen?
Mit solchen und noch vielen weiteren Fragen beschäftigten sich die vier Teams und stellten gestern beim ersten Science Slam der Audi Urban Future Initiative ihre bisherigen Ideen, Visionen und Inspirationen vor Publikum und den anderen Teams vor. Denn dies war nur ein erster Schritt, nun laufen die Arbeiten der Teams noch einmal auf Hochtouren bevor es um die große Entscheidung im Oktober 2014 geht.
Science Slam: Team Mexiko City
Den Auftakt machte das Team aus Mexiko City. Die Köpfe des Teams, Jose Castillo, Carlos Gershenson und Gabrielle Gomez-Mont sind jeweils Architekt & Stadtplaner, IT-Wissenschaftler und Kreativberaterin von Beruf und können so verschiedene Blickwinkel zum Projekt beitragen. In der 10-minütigen Präsentation wurde eines schnell klar: in Mexiko City herrscht täglich das Verkehrschaos pur! Um die 2,5 Stunden steht jeder Arbeitnehmer dort täglich im Stau. Täglich! 2,5 Stunden! Da kann man sich natürlich vorstellen dass dabei die Laune sinkt.
Die Idee des Teams ist es erst einmal Daten zu sammeln um dem eigentlichen Problem der täglichen Mega-Staus auf den Grund zu gehen. Dabei soll jeder, freiwillig, seine Daten abgeben können. Dabei geht es hauptsächlich um Standortdaten und die Fahrtstrecke. Da es solche Daten bisher in Mexiko City und Santa Fe nicht gibt ist dies ihre Haupt-Idee und ihr Haupt-Augenmerk. Denn erst wenn man diese Daten und Informationen hat kann man mit einer Lösung des ganzen beginnen. Sollte diese Datenfreigabe manchen Datenschützer fast ihn Ohnmacht stürzen wären viele Bewohner von Mexiko City allerdings sehr bereit ihre Daten zu liefern, wenn Sie dabei zu einer allgemeinen Lösung beitragen können und sich so am Ende 2 Stunden Stau und Stress pro Tag ersparen können.
Science Slam: Team Boston
Team Boston, bestehend aus Stadtplaner & Stratege Philip Parsons dem Mobilitätsexperte Federico Parolotto und Stadtdesignerin Janne Corneil, möchte mit ihrem Projekt die Mobilitätschanchen stadtplanerisch berechenbar machen, am Beispiel der Stadt Somerville, eine Gemeinde im Außenbereich der Metropolregion Boston.
Ihr Ansatz: eine Marktsituation für intermodale Mobilitätslösungen zwischen Automobilherstellern, Immobilienentwicklern und Stadt herzustellen. Ihre Vision: ein multimodaler Mobilitätsmarktplatz, entwickelt mit dem Ziel das Stadterlebnis zu verbessern und der Öffentlichkeit die besten Möglichkeiten zu bieten.
Das Bostoner Team peilt mit seinem Vorhaben den Sprung in die Stadt- und Mobilitätsplanung von morgen an. Durch Simulation entstehen erstmals tragfähige Kennzahlen zu Raumgewinn, Aufwertung und Wandel des Lebens und Arbeitens in der Stadt durch automobile Innovationen wie pilotiertes Fahren und Parken, oder die vernetzte Kommunikation von Autos und Ampeln. Innovationen, die in einen ordnungspolitischen Rahmen eingebettet werden müssen.
Science Slam: Team Seoul
Auch in Seoul herrscht zu den Haupt-Verkehrszeiten, wie auch in den anderen Städten, das reinste Verkehrschaos. Die Ideen des Teams gehen aber bereis sehr ins Detail, womit Sie wohl auch das Publikum überzeugen könnten.
Sung Gul Hwang, Ethnograph & Experience Scientist, Cho Teak Yeon, Stadtplaner und Yeongkyu Yoo, Produkt-Designer & Creative Director nahmen sich den weltweit bekanntesten Stadtteil Seouls als Schwerpunkt.
Die Hauptfrage mit der sie sich beschäftigten: Welche Rolle kann das Automobil in einer Gesellschaft spielen, die Unterhaltung zum höchsten Kulturgut stilisiert und digital kommuniziert? Das Seouler Team nährt sich dieser Frage mit einem ethnographischem Ansatz: Es analysiert Verhaltensmuster der Trendsetter von Gangnam und leitet kulturelle Kernwerte ab, die auch für andere Teile Asiens relevant sind. Parallel dazu betrachtet das Team das digitale Verhalten und die Wünsche der Bewohner.
Das Seouler Projekt untersucht den Sprung des Automobils in seine Rolle von morgen, in der es neben Nutzwert und Effizienz auch soziokulturellen Wert, Ausdruck, Interaktion und Mythos liefert. Auf Basis der Forschung entstehen konkrete Designkonzepte, die das Auto als soziales Interface im urbanen Kontext positionieren.
Science Slam: Team Berlin
In Berlin hat man bereits Daten, denn hier greift das Team auf die Standortdaten der Check-In’s auf Foursquare zurück. Dargestellt auf einer Karte von Berlin sieht man so sofort wo die Hotspots liegen und wo sich die Menschen häufig aufhalten.
Team Berlin, bestehend aus Max Schwitalla, Architekt & Stadtplaner, Paul Friedli, Innovator und Experte für Transit Management und Arndt Pechstein, Biochemiker und Neurowissenschaftler beschäftigt sich it dem Intermodalen Erlebnis von Berlin TXL – The Urban Tech Republic.
Schon jetzt ist der öffentliche Nahverkehr in Berlin oft überlastet, den bestehenden Mobilitätslösungen fehlt es an Anschlussmöglichkeiten. Wie lassen sich neue persönliche Wege möglich machen, die sich nicht länger an vordefinierten Routen und der strikten Trennung von öffentlichen und Individualverkehr orientieren?
Städte als lebende Organismen zu betrachten hilft dem Berliner Wettbewerbsteam, Erkenntnisse über das Schwarmverhalten von Insekten oder Vögeln als auch komplexe mathematische Algorithmen einzusetzen. Die Forscher zeigen, wie Wartezeiten minimiert werden und Menschen bewusst den effizientesten Weg wählen. Im Visier des Projektteams steht der Sprung in einen persönlichen Premium-Nahverkehr auf Basis einer Infrastruktur, die sich dynamisch unseren Mobilitätswünschen anpassen kann.
Gewinner des Science Slam des Audi Urban Future Award 2014
Der Gangnam Style hat gesiegt… Wie im Text bestimmt bereits erkannt, der Gewinner des Science Slam im Audi Forum in Ingolstadt ist das Team aus Seoul. Sie überzeugten das Publikum nicht nur mit detaillierten und innovativen Ideen für ein künftiges mobiles Leben bei dem auch an die Gesellschaft und das Privatsphäre-Problem von Carsharing gedacht wurde.
Wir sind auf jeden Fall auf die weiteren Arbeiten der Teams gespannt und im Oktober wird dann entschieden welches Team den im zweijährigen Rhythmus stattfindenden Audi Urban Future Award gewinnen wird. Weitere Informationen gibt es auch unter audi-urban-future-award.com.