Wenn die 29. Techno Classica in Essen als weltgrößte Oldtimer-Messe vom 5. bis 9. April ihre Pforten öffnet, ist auch SEAT mit automobilen Schätzen aus der eigenen Markengeschichte prominent vertreten: Der Messeaufritt der spanischen Marke steht diesmal ganz im Zeichen der Kleinwagen-Ikone SEAT 600, die in diesem Jahr 60 Jahre alt wird.
Zu diesem runden Jubiläum hat der von 1957 bis 1973 gebaute, kultige Kleinwagen auf der Essener Messe seinen großen Auftritt: Am Stand in Halle 7 wird SEAT gleich zwei dieser spanischen „Volks-Wagen“ präsentieren, ohne die der flächendeckende Aufbruch Spaniens ins automobile Zeitalter ab den späten 1950er-Jahren undenkbar gewesen wäre.
Ein SEAT 800 aus dem Baujahr 1964 komplettiert das Trio automobilhistorischer Exponate. Dabei handelt es sich um eine in Spanien vorangetriebene Weiterentwicklung des SEAT 600, die mit vier Türen und überraschend großem Raumangebot aufwartet.
Viel Grund zum Feiern: 800.000 Exemplare
Das kleinste Modell, das SEAT je gebaut hat, entwickelte sich zu einer großen Erfolgsgeschichte: Schon die Premiere des technisch baugleichen Fiat 600 auf dem Genfer Automobil-Salon 1955 stieß auf ein gewaltiges Echo. Vom spanischen Zwillingsmodell liefen von 1957 bis 1973 rund 800.000 Exemplare in verschiedensten Karosserie- und Ausstattungsvarianten vom Band.
Designt von Dante Giacosa, dem legendären Schöpfer des Fiat 500 Topolino, griff das gefällig gestaltete und im Volksmund liebevoll „Bällchen“ oder „kleiner SEAT“ genannte Kleinwagenmodell das von Volkswagen mit dem Käfer salonfähig gemachte Heckmotor-Konzept auf: Mit seinem zunächst 21,5 PS leistenden Vierzylinder-Motor mit 633 cm3 Hubraum war er für eine Höchstgeschwindigkeit von 95 km/h gut.
Zur immensen Popularität des SEAT 600 trugen zudem die selbsttragende Karosserie, die für ein Auto dieser Größenordnung geradezu üppige Platzverhältnisse mit sich brachte, und das von Beginn an gegen Aufpreis erhältliche große Faltschiebedach bei.
Synonym für automobile Freiheit und wirtschaftlichen Aufbruch
So trug der ab 65.000 Peseten (umgerechnet: 390 Euro, seinerzeit immerhin 3,5 spanische Jahresdurchschnittsgehälter) erhältliche SEAT 600 entscheidend dazu bei, breite Teile der iberischen Bevölkerung zu mobilisieren und die wirtschaftliche Entwicklung im Spanien jener Jahre anzukurbeln.
Kulturgeschichtlich betrachtet, erfüllte der SEAT 600 damit eine ähnlich tragende Rolle wie der Käfer im Deutschland der Wirtschaftswunderjahre. Wie kein anderes Auto im Spanien jener Tage steht der SEAT 600 daher bis heute für automobile Freiheit und den Aufbruch in die Moderne.
Ein ähnlich hoher Stellenwert kommt dem ebenfalls auf der Oldtimer-Messe in Essen gezeigten, ab 1970 gebauten SEAT 600 E zu. Aus seinem auf 767 cm3 Hubraum angewachsen Vierzylinder-Motor holte er 25 PS Leistung. Und als erster Vertreter der 600er-Familie überhaupt verfügte er über vorne angeschlagene und somit „richtig“ herum öffnende Türen.
Vielseitiger Viertürer aus Spanien: der SEAT 800
Ein heute eher rarer automobiler Zeitzeuge ist dagegen der insgesamt 18.000 Mal gebaute viertürige SEAT 800. Das Modell, das auf der Techno Classica 2017 zu bestaunen ist, ist die logische viertürige Weiterentwicklung des zuvor 100.000-fach bewährten automobilen Konzepts. Sie erfolgte ab 1963 in Eigenregie bei SEAT in Spanien. Berühmtheit erlangt hat der viertürige SEAT 600 Ableger dadurch, dass seine hinteren Türen wie gewohnt vorne, seine vorderen Türen jedoch hinten angeschlagen sind, also gegenläufig öffnen.
Das Ergebnis dieser markanten Spielart spanischer Ingenieurskunst ist ab dem 5. April auf der Essener Messe in natura zu bestaunen.