Mit dem Zug über den Brenner. So wie die Fahrt im neuen Gotthard-Basistunnel für mich ein Highlight war, fand ich es ebenso spannend, mit dem Zug über den Brenner nach Italien und Südtirol zu fahren. Mein Zug, ein EC85, führte mich auf direktem Weg ohne umsteigen von Innsbruck bis nach Brixen in Südtirol. Der Zug verkehrt von München nach Bologna, und dies sogar mehrmals am Tag, tag-täglich. Für diese gesamte Strecke benötigt der Zug laut Fahrplan 6:45 Stunden, die Strecke Innsbruck – Brixen mit 2 Stopps benötigt 1:31 Stunden. Auf meiner Reise vom Bodensee nach Südtirol bin ich von Bregenz kommend mit dem RailJet in Innsbruck angekommen, mit genügend Umsteigezeit von 6 Minuten. Bereits bei der Einfahrt in den Bahnhof von Innsbruck konnte ich imposante Ausblicke auf die umliegenden Berge, wie den Gipfel des Patscherkofel oder die Hafelekarspitze der Nordkette, genießen.
Auch die weitere Fahrt mit dem EuroCity nach Südtirol gestaltete sich äußerst pittoresk. Beim EC82 handelte es sich bei meiner Fahrt um einen einstöckigen Zug der ÖBB (Österreichischen Bundesbahnen) der älteren Generation. Annehmlichkeiten wie WLAN oder Steckdosen am Platz, welche das Reisen durchaus verkürzen können, suchte man vergebens. Jedoch wurde ein Speisewagen mitgeführt, immerhin. Dass es im Zug keinen Strom gibt, sollte man bei einer Fahrt auf jeden Fall beachten, und nicht schon mit fast-leerem Handyakku einsteigen, besonders, wenn man die komplette Strecke für rund 7 Stunden von München bis Bologna fahren möchte. Besonders empfehlenswert ist eine Sitzplatzeservierung – so hat man sicher einen festen Sitzplatz, egal wie gut ausgebucht der Zug gerade auch sein mag.
Am Tag meiner Reise ging dann doch noch einiges schief. Kaum aus dem Innsbrucker Bahnhof ausgefahren, und in den nächsten Tunnel, stoppte der Zug abrupt. Taschen und Koffer rutschten in der Gepäckablage nach vorne, Köpfe wippten und Flaschen flogen um. In der Mitte einer pechschwarzen und dunklen Röhre, ohne Telefonempfang. Fantastisch. Ich glaube, ich war nicht der einzige Passagier, der sich vorstellte, dass in potentiell jeder Sekunde ein anderer Passagierzug (oder noch schlimmer ein Güterzug) ungestoppt gegen uns prallt. Es dauerte gut 15 Minuten, bis wir weiterfuhren, bis wir wieder anhielten, rollten, sofort wieder anhielten und schließlich endgültig ohne weitere Probleme über den Brenner nach Brixen in Südtirol fuhren, meinem Endziel. All dies war natürlich ein einmaliges Ereignis und wird wahrscheinlich auf derselben Route nicht noch einmal stattfinden. Allerdings hat es mich mehr als 1 Stunde gekostet und einige widrige Fantasien.
Übrigens: sobald der Brennerbasistunnel geplant im Jahr 2026 seine Eröffnung feiert, wird die Reisezeit mit dem Zug halbiert werden. Persönlich freue ich mich sehr darauf, doch da dann die meiste Reisezeit im Tunnel und eben nicht in wunderschöner Landschaft gefahren wird, sollte man die Fahrroute in der Natur noch genießen, so lange es geht.
Beispiel-Fahrplan – Innsbruck nach Bressanone Brixen via Brenner und Franzensfeste
Innsbruck Hbf | ab 11:24 | EC 85 | ||
Brennero/Brenner | ab12:14 | |||
Fortezza/Franzensfeste | ab12:46 | |||
Bressanone/Brixen | an12:55 |